Eine klinische Psychologin spricht eine andere Sprache als jemand, der sich mit Sanskrittexten beschäftigt. Bei 190 Professuren in der Philosophischen Fakultät gibt es völlig unterschiedliche Vorstellungen davon, was gute Forschung ist und braucht.
Die Universität Zürich hat sich Ziele zur Reduktion der Flugreisen gesetzt. In der Erweiterten Universitätsleitung beschlossen wir, dass die verschiedenen Fakultäten nach den für sie geeigneten Wegen suchen, die Ziele umzusetzen.
Um in der Philosophischen Fakultät ein so grundlegendes Thema anzugehen, mussten wir verschiedene Blickwinkel miteinbeziehen. Aus den unterschiedlichsten Ecken haben sich Leute für die Arbeitsgruppe gemeldet, Professor*innen, Doktorand*innen, Geschäftsführende der Institute. Oliver Strijbis, der die Arbeitsgruppe geleitet hat, hat sich enorm engagiert, parallel zu seiner eigentlichen Tätigkeit als Professor. Marian Bohl setzte im Dekanat alles daran, die nicht ganz einfachen Fragen der praktischen Umsetzung zu klären. Man hat gemerkt, dass alle an einem Strang ziehen.
Wir haben in der Arbeitsgruppe verschiedenste Mechanismen diskutiert. Auch Verbote, aber die können für einige Fachrichtungen den Kern der Arbeit verunmöglichen. Deshalb haben wir uns für eine Lenkungsabgabe entschieden. Eine Tonne CO2 kostet jetzt hundertdreissig Franken. Mit 100 Franken subventionieren wir Zugreisen, um die Lenkungswirkung zu verstärken. Mit den restlichen 30 Franken kaufen wir Emissionszertifikate, um einen gewissen Ausgleich für die Emissionen zu schaffen, die wir derzeit noch nicht vermeiden können. Mit diesem System kombinieren wir Anreize zur hauseigenen Verhaltensänderung mit CO2-Reduktionsprojekten anderswo.
Wir waren keineswegs sicher, wie das in der Fakultät ankommt. In der Fakultätsversammlung haben wir bis zu 230 Leute und ebenso viele Meinungen. Und dann wurde das praktisch unisono angenommen, einfach so. Selbst Fächer wie Sinologie oder Anthropologie, die auf Reisen angewiesen sind, standen dahinter. Es war für mich unglaublich motivierend, wie konstruktiv und positiv die Diskussionen waren. Wir mussten niemanden davon überzeugen, im Gegenteil: Ein paar Leute fanden, man solle es noch viel strenger machen.
Als Dekanin finde ich sowieso, das ist eine tolle Fakultät. Bleiben wir beim Thema Klimawandel. Wie hat sich die Natur im bengalischen Delta verändert? Das weiss Debjani Bhattacharyya. Wie werden Klimafragen in Kinderbüchern behandelt? Christine Lötscher. Oder Kommunikation von Klimapolitik? Nadine Strauss. Als Philosophische Fakultät können wir auf so viele Arten zu einer nachhaltigen Welt beitragen. Es geht ja lange nicht immer um eine technische Lösung.