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Ich lebe jetzt seit ein paar Monaten in Athen. Das Leben hier ist ganz anders als der Alltag im Dorf, wo ich mein ganzes Leben verbracht habe. Es war ein Schock für mich, dass ich in der Stadt für alles auf jemand anderen angewiesen bin. Früher habe ich nie Obst oder Gemüse gekauft oder einen Markt besucht, nicht einmal für Nudeln.

Da wir in einem kleinen Dorf in den Bergen lebten, bauten wir alles selbst an, mit Ausnahme von Fisch. Wir warteten darauf, dass der Boden bereit war und uns die Ernte der jeweiligen Saison lieferte, zum Beispiel Feigen oder Mais im Sommer. Wir wussten immer, woher all die Dinge kamen, die wir konsumierten oder verwendeten. Das meiste Fleisch stammte entweder von unserer eigenen Herde oder von der eines Nachbarn. Hier in der Stadt muss man für die einfachsten Dinge Besorgungen machen, und sei es nur, um Brot zu kaufen.

Ich kochte immer mit dem, was mein Garten hergab. Ich ass immer saisonal, ohne überhaupt je darüber nachzudenken. Wir haben nie Pestizide oder Düngemittel verwendet, um mehr zu ernten. Oft bat ich einen Nachbarn oder einen guten Freund, mir etwas zu geben, das ich brauchte. Dafür gab ich ihnen etwas, das sie nicht hatten. Ziegenkäse, Milch, Eier oder etwas anderes. So war der Besuch auf Märkten nicht wirklich notwendig. Ich vermisse diese Art von Beziehung zwischen den Menschen sehr, sie hat uns näher zusammengebracht.

Irgendwie haben wir uns immer mit eigenen Dingen versorgt, selbst nachdem mehr Produkte verfügbar wurden. Ich zog zum Beispiel immer die selbst hergestellte grüne Olivenseife den üblichen Waschseifen vor. Es ist eine Erleichterung, sich selbst versorgen zu können. Es hat uns ruhiger gemacht, auch wenn es anstrengend ist. Es schien, als wüssten wir nicht, was Stress ist.

Hier in der Stadt überrascht mich auch, wie viel wir wegwerfen müssen. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals in meinem Leben so viel Müll weggeworfen habe. Obst- und Gemüseschalen gab ich den Hühnern, die ich in der Nähe meines Hauses hielt. Oder ich gab sie meinem Nachbarn zum Kompostieren, das half auch meinen eigenen Pflanzen. Es wurde nichts verschwendet.

Vor einigen Jahren hielten wir eine grössere Anzahl von Hühnern. Wann immer es Fleisch gab, haben wir darauf geachtet, alles zu verwerten, was ein Tier uns gab. Es ist schwieriger, viel Fleisch zu verzehren, wenn es nicht schick verpackt ist.

Zu wissen, dass man seine eigenen Dinge selbst herstellen kann, dass man mit seinem eigenen Boden arbeiten kann, gab mir Sicherheit und Gelassenheit. Hier in der Stadt ist es sehr schwer zu verstehen, dass ich für alles auf den Supermarkt angewiesen bin. Es fällt mir einfach schwer, nach den Dingen zu fragen, die ich brauche. Die Nähe zur Erde und zur Natur hat mich dazu gebracht, zu warten und geduldig zu sein. Ich freue mich darauf, bald wieder ins Dorf zurückzukehren.